Fachexkursion Flutbrücke Borgfeld
Ersatzneubau
Welch eine Freude! Nach so langer Zeit wieder eine Fachexkursion, trotz all der Einschränkungen, die Corona uns auch im September 2021 beschert hat. Und was liegt in diesen Zeiten näher, als ein Großbauvorhaben an der frischen Luft zu besuchen, mit dem Segen von Petrus, der es erst 10 Minuten nach Abschluss der Veranstaltung hat anfangen lassen zu regnen.
Im Norden Bremens befindet sich derzeit eine der größten Brückenbaumaßnahmen des Bundeslandes. Es handelt sich konkret um den Ersatzneubau der Flutbrücke Borgfeld, die sich im fortgeschrittenen Alter von fast 100 Jahren befindet und nun aufgrund der gegebenen baulichen Rahmenbedingungen einen Ersatzneubau erfährt. Im Zuge der Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden der VSVI Bremen, Markus Mey, wurde das Konzept der Fachexkursion kurz erläutert: Durch den Vorhabensträger Amt für Straßen- und Verkehr Bremen, vertreten durch Herrn Kiefer und Herrn Borchers, wurden grundsätzliche Erläuterungen zu dem Bauvorhaben, zu der Planungshistorie und zu dem Umsetzungsprozess gegeben. Aufgrund der Vielzahl an fachlich versierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde nach der Begrüßung in Form eines gesprächsartigen Austausches Wissen über das Bauvorhaben und die Rahmenbedingungen vermittelt. Bemerkenswert wie viele konkrete fachliche Informationen hierbei zusammengetragen werden konnten, garniert mit der einen oder anderen Anekdote aus dem Planungs-, Grunderwerbs- und Realisierungskontext. Zurückblickend in die Planungsphase ist festzuhalten, dass das Planen in den Überflutungsbereichen der Wümme und unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen des Naturschutzes eine besondere Herausforderung darstellt. Die alten Stützenpositionen sollten für den Fall der Überflutung unterhalb des Bauwerkes im Zuge der Neuplanung berücksichtigt werden und in der gemeinsamen Flucht der Stützen des Neubaus und der angrenzenden Straßenbahnbrücke positioniert werden. Während der Bauausführung mussten die Rahmenbedingungen des Hochwasserschutzes ebenso berücksichtigt werden.
Es wurden gemeinsam technische Zahlen herausgearbeitet: Länge 100 m, 800 m³ Beton, 250 Tonnen Stahl, usw. Im Schatten des Bauwerkes stehend wurde schnell klar, dass es sich um ein Großbauvorhaben handelt, das in logistischer und technischer Hinsicht höchste Anforderungen an Planer, Bauausführende und Prüfinstanzen stellt.
Aufgrund der problematischen Verkehrsführungssituation im Norden Bremens, die im Bestand nur an einigen wenigen Punkten Querungsmöglichkeiten der Wümme vorsieht, war im Vorfelde ein Verkehrskollaps erwartet worden. Durch die Führung des motorisierten Individual- und Busverkehrs gemeinsam mit der Straßenbahn, über die im Zuge des Bauvorhabens Linie 4 vor einigen Jahren neu gebaute Straßenbahnbrücke konnte, der Verkehrskollaps jedoch verhindert werden. Es ist festzuhalten, dass die verkehrliche Abwicklung deutlich besser erfolgt als erwartet.
Vielleicht auch, weil vom Vorhabensträger eine intensive Information des Ortsteiles Borgfeld und der angrenzenden, in Niedersachsen befindlichen Gemeinde Lilienthal frühzeitig und umfassend erfolgte. Darüber hinaus wird das Bauvorhaben bereits seit längerer Zeit mit Einzelbeiträgen durch den Weserkurier begleitet, um Fakten zum Bauvorhaben zu publizieren.
Die Fertigstellung ist für den Spätsommer 2022 vorgesehen und sobald das Bauvorhaben abgeschlossen ist, wird das ökologische Umfeld unter Berücksichtigung des Naturschutzes wie im Ursprungszustand gegeben wieder hergestellt.
Nicht nur die Informationen zum Bauwerk interessierten die Beteiligten, sondern auch die konkrete Erläuterung der Berufsbilder von der Planung über die Genehmigung, die Bauausführung bis hin zur Prüfung seitens des Prüfingenieurs.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Markus Mey im Namen der VSVI den Organisatoren Jan-Hinrick Borchers und Arend Kiefer vom ASV und Stefan Pohl von BPR, die einen guten Rahmen für eine gemeinsam gestaltete, hochinteressante Fachexkursion organisiert haben. Und zum Abschluss wurde das Bauvorhaben noch aus nächster Nähe inspiziert und fachliche Fragen gemeinsam erörtert.
Mal wieder war die VSVI in das Herz einer Baustelle vorgedrungen, um Informationen zu erlangen, die es sonst bei den meisten Fortbildungen eher nicht gibt.
Markus Mey